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Uebstkultur am Éislek

Ein LEADER-Projekt geht an die Börse

Bongerten bieten nicht nur Schutz für tausende Tier- und Pflanzenarten. Sie tragen auch ein oft unterschätztes, kulturelles Erbe für Mensch und Natur. Hier gedeihen wertvolle kulinarische Schätze, die das neue LEADER-Projekt „Uebstkultur“ mit animierendem Programm, einem reichhaltigem Sortengarten und nun sogar interaktiv bewahren und pflegen wird. Ein einzigartiges Projekt zum Mitmachen und Nachmachen!

 

Äpfel

Bongerten gehören zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Kulturlandschaft. Laut wissenschaftlichen Schätzungen bieten sie in Mitteleuropa einen Lebensraum für über 5.000 Tiere und Pflanzen. Insbesondere Vogelarten wie Steinkauz, Wendehals und Grünspecht, verschiedene Insektenarten sowie Fledermäuse finden hier ein Zuhause. Zudem sind die alten Obstbäume für viele Flechten und Pilze lebenswichtig.

Die Obstgärten gehören auch zu unserem Kulturgut. Sie zeugen von der Bedeutung des Obstes für die Ernährung der Menschen in einer Region. Für die Planung von Vorräten waren regionale, an die örtlichen Klima- und Bodenverhältnisse angepasste Obstsorten überlebenswichtige Grundlage. Diese Sorten sind meist sehr robust gegenüber Krankheiten und weisen dank ihrer späten Blühzeit bis heute eine geringere Spätfrostgefahr auf.

Im Ösling finden wir viele solcher regionalen Obstsorten. Die bekanntesten traditionellen Äpfel sind der „Rambo“ und der „Triumph“. Beide Sorten findet man oft zusammen in hof- oder hausnahen Bongerten. Der ab September reifende Triumph aus Luxemburg sowie der sich in der Reifezeit anschließende Eifeler Rambur (Rambo) stellten bis ins zeitige Frühjahr die Obstversorgung der örtlichen Bevölkerung sicher. Für Abwechslung sorgten spezielle Birnensorten, die vor allem zum Kochen, zum Einmachen und zum Trocknen verwendet wurden – so wie beispielsweise die bekannte „Gärtchesbirne“, die sich gekocht sehr gut als Beilage zu Wildgerichten oder zu Gemüse eignet. Bekannt ist auch die „Karschnatzpromm“, eine frühreifende Pflaumensorte, die sich hervorragend zu Marmelade und Kompott verarbeiten lässt.

Erfolgsprogramm in WINTGER

Seit einigen Jahrzehnten hat das Interesse an der Nutzung unserer Bongerten erheblich nachgelassen. Die Folge: Früchte bleiben ungeerntet, alte Bäume werden vernachlässigt und oftmals sogar gerodet. Es gibt kaum neue Pflanzungen oder genügend Pflege. Intakte Bongerten verschwinden nach und nach aus unserer Landschaft und mit den Bäumen geht auch ein Stück Kulturgeschichte, Landschaftsästhetik und Biodiversität verloren.

Um dem negativen Trend entgegenzuwirken, engagieren sich zahlreiche Akteure seit über 25 Jahren in der Gemeinde Wintger. Das Programm ist vielfältig: Schutz des Steinkauzes durch die Sektion Clerf der Vulleschutzliga, Anlage und Pflege von Bongerten durch das Umweltministerium und die Gemeinde Wintger, Herstellung von „Äppeljus“ durch die Elternvereinigung der Wintger Schule und Schülern, Aufschulung von Obstbäumen traditioneller Sorten durch das Forum pour l'Emploi sowie die Anlage eines Obstsortengartens in Hoffelt durch das Syndicat d'Initative Wintger mit Unterstützung der Gemeinde Wintger, dem Projet Naturaarbechten und der Fondation Hëllef fir d'Natur.

Diese Aktivitäten fördern das Bewusstsein der örtlichen Bevölkerung rund um „Bongerten“. Besonders junge Familien nehmen das Thema engagiert auf. Und auch die große Nachfrage nach der richtigen Pflanzung und Pflege von Obstbäumen im Rahmen des Pflanzprojektes zeugen vom Erfolgsprogramm in Wintger.
Bongertenbörse für mehr „Uebstkultur“

Mit seiner „Uebstkultur“ will das LEADER-Team die vorhandenen Aktivitäten im Bereich der Bongerten effektiv koordinieren und durch weitere Aktivitäten sinnvoll ergänzen. Dazu entsteht eine Vernetzungs- und Informationsstelle, die die Aktivitäten vor Ort unterstützt, koordiniert und professionalisiert. So sollen beispielsweise möglichst viele Aspekte unserer Obstbäume zum Programm gehören.

Des Weiteren ist der Aufbau einer Internet-Plattform geplant, um eine Bestandsaufnahme von Bongerten und eine „Bongertenbörse“ aufzubauen. Hierbei können Bongertenbesitzer, die ihr Obst nicht selbst nutzen, und bongertlose Interessenten, die aber gerne Bongert-Obst hätten, vermittelt werden.

Das Projekt umfasst zudem auch eine Vermarktungsinitiative: Es ist geplant, Dörrobst, Apfelsaft, Liköre und Schnäpse sowie Obstbäume regionaler Sorten durch die Projektpartner herzustellen und als regionale Produkte zu vermarkten.

Bisher wurden bereits 53 regionaltypische Obstsorten im Hoffelter Sortengarten gepflanzt. Neben weiteren Neupflanzungen stehen hier fachliche Beratungen und Schulungen zu den Themen Obstbau und Verarbeitung, eintägige Studienfahrten sowie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit auf dem Programm.
Kinder lieben Bongerten

Insbesondere Kinder lieben Bongerten. Bongerten eignen sich dank ihrer hohen Biodiversität, ihres Nutzens und nicht zuletzt wegen der leckeren Produkte perfekt, Kinder für unsere Natur zu begeistern und ihnen den schonenden Umgang mit Ressourcen zu vermitteln. Dies wird durch Aktionstage in Zusammenarbeit mit der Primärschule aus Wintger unterstützt. Vorgesehen sind:

Der erste Aktionstag fand bereits im Oktober 2009 statt. Unter dem Motto: „Vom Baum in die Flasche“ widmete sich ein drittes Schuljahr aus Wintger dem Thema Apfelsaft. Von der Ernte der Früchte in einem Bongert in Derenbach bis zum fertig eingekochten Apfelsaft in der Flasche wurden alle Arbeitsschritte durchlaufen und durch kleine Lerneinheiten zu den Themen Naturschutz, Obstsorten und Imkerei ergänzt. Im Frühjahr 2010 folgt der nächste Aktionstag: Dann dreht sich alles um die „Imkerei“.

Partner vor Ort

Das „Uebstkultur“-Projekt dauert drei Jahre. Projektträger ist die Gemeinde Wintger. Projektpartner sind das Syndicat d'Initiative et de Tourisme, die Cooperative Lelljer Gaart, die Elternvereinigung der Primärschule Wintger, die Sektion Kanton Clervaux der Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga und das Forum pour l'emploi. Die Koordination des Projektes erfolgt durch die Fondation Hëllef fir d’Natur.

Spannende Aussichten

Das Ziel für die Zukunft steht fest: Es muss darauf hin gearbeitet werden, dass die gestarteten Aktivitäten nach Projektende weitergeführt werden. Das heißt konkret:

Bei Erfolg wird das LEADER-Projekt „Uebstkultur“ nicht nur einen nachhaltigen Beitrag zum Erhalt der Obstkultur im Ösling leisten. Als Pilotprojekt könnte es Vorbild für weitere Initiativen zum Thema „Bongerten“ in Luxemburg sein.

Mehr Informationen

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natur&ëmwelt - Fondation Hëllef fir d’Natur

Kontaktpersonen:
Christian Mathieu und Richard Dahlem
2, Kierchestrooss
L-9753 Heinerscheid

www.hfn.lu

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Tel: +352 26 90 81 27
Fax: +352 26 90 81 27 33