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Die Kirschsorten im Trintingertal sollen erhalten werden

Gemeinde Waldbredimus und natur&ëmwelt setzen sich für die Erhaltung der regionaltypischen Kirschsorten ein.


In keiner Gemeinde Luxemburgs stehen mehr Kirschbäume als in der Gemeinde Waldbredimus! Die bis weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Kirschbongerten sind Wahrzeichen und Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde. Auch wenn die Kirschbongerten heute keine wirtschaftliche Bedeutung mehr besitzen, so sind sie aus kulturhistorischer, ökologischer, touristischer und ökologischer Sicht wertvoller denn je. Die Gemeinde Waldbredimus stelle am 18. März 2013 zusammen mit ihrem Projektpartner natur&ëmwelt – Fondation Hëllef fir d’Natur und dem delegierten Nachhaltigkeitsminister Marco SCHANK das Projekt vor.

„Andere Gemeinden haben Schlösser oder Burgen; wir in der Gemeinde Waldbredimus haben unsere Kirschbongerten, die uns im ganzen Lande bekannt gemacht haben und auf die wir stolz sind“, so Louis OBERHAG, Bürgermeister der Gemeinde Waldbredimus anlässlich der Präsentation des Projektes „Erfassung und Erhaltung der Kirschsorten in der Gemeinde Waldbredimus“. Etwa jeder 6. Kirschbaum in Luxemburg steht in der Gemeinde Waldbredimus. Mit geschätzten 2500 Kirschbäumen ist Waldbredimus die Gemeinde in Luxemburg mit den meisten Kirschbäumen. Besonders die Kirschblüte und die Verkaufsstände im Sommer hat das „Trëntenger-Dall“ zum Inbegriff des Kirschenanbaus in Luxemburg gemacht. Heute sind jedoch die Verkaufsstände verschwunden und auch das Blütenmeer zur Zeit der Kirschblüte weist immer größer werdende Lücken auf. Die Zeit, in der der Kirschanbau in der Gemeinde Waldbredimus eine wichtige Einkommensquelle für die lokalen Bauern war, ist vorbei. Die Kirschbongerten brechen nach und nach zusammen und verschwinden aus der Landschaft. Die Region droht ihren einzigartigen Charakter zu verlieren.


Dieser schleichende Prozess hat die Gemeinde Waldbredimus erkannt und setzt seit nunmehr 10 Jahren zusammen mit natur&ëmwelt – Fondation Hëllef fir d’Natur ein Projekt zum Schutz der Bongerten um. Insgesamt 400 neue Obstbäume wurde auf diesem Wege zusammen mit Einwohnern und den Bongertenbesitzern gepflanzt, und fast genau so viele alte Obstbäume zurück geschnitten. „Wir wollen verhindern, dass ein sehr elementarer Teil unserer Kultur sich schleichend verabschiedet“, so Bürgermeister OBERHAG.

Im Rahmen eines AGENDA21-Projektes hat die Gemeinde Waldbredimus zusammen mit ihrem langjährigen Projektpartner natur&ëmwelt – Fondation Hëllef fir d’Natur und mit der finanziellen Beteiligung des Nachhaltigkeitsministerium im Jahre 2011 ein neues Projekt rund um die Bongerten-Thematik gestartet. Ziel ist es, die Vielfalt der Kirschsorten in der Gemeinde Waldbredimus zu erfassen und zu erhalten. So haben die Obstsortenexperten von natur&ëmwelt – Fondation Hëllef fir d’Natur im Jahre 2011 begonnen, ein Inventar der Kirschsorten zu erstellen. Bis dato haben wir fast 700 Kirschbäume erfasst. Insgesamt 41 verschiedene Kirschsorten konnten eindeutig bestimmt werden! Neben 23 überregional und europaweit bekannten Sorten konnten 18 verschiedene Sorten bestimmt werden, die nur sehr lokal oder regional vorkommen. Dies zeigt, welch wichtige Rolle die Bongerten in der Gemeinde Waldbredimus in Punkto Erhaltung der luxemburgischen Kirschsorten spielen.

Doch mit der Erfassung der Kirschsortenvielfalt ist es nicht getan. "Die regionaltypischen Sorten wie Rouya oder Choque sind heute in keiner Baumschule mehr erhältlich. Deshalb veredeln wir sie auf junge Bäume und pflanzen sie im Sortenbongert Klausbierg wieder aus", so Marc THIEL von natur&ëmwelt – Fondation Hëllef fir d’Natur. Dieser Sorten-Bongert ist als lebendiges Museum und als Gendatenbank anzusehen, in dem alle Kirschsorten der Gemeinde an einem Ort als Jungbäume vereint sind. „Auf diesem Weg werden die regionaltypischen Kirschsorten vor dem Aussterben bewahrt und stehen auch den kommenden Generationen zur Verfügung“, so THIEL weiter. Neben der pomologischen Aufmerksamkeit spielt der pädagogische Aspekt eine wichtige Rolle. „Für uns als Gemeinde ist es wichtig, dass unsere Bevölkerung und vor allem unsere Kinder nicht den Bezug zur Natur und zu ihrer Landschaft verlieren“, so Louis OBERHAG. Durch die Etablierung des Kirschsortenbongerts wird die Kultur um die Kirschbongerten erstmals dokumentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Kirschsortenbongert soll zudem als touristisches Highlight in der Region etabliert werden, in dem Führungen, Schnittkurse, degustative Events und Informationen rund um den Kirschenanbau angeboten werden.

Der erste Baustein des Kirschsortenbongerts wurde in diesem Winter gelegt. Insgesamt 11 der lokaltypischen Kirschsorten wurden als Jungbäume in den Kirschsortenbongert auf dem Klausbierg gepflanzt. Weitere werden in den kommenden Jahren folgen. „Zudem werden ab Herbst 2013 auch der lokalen Bevölkerung ihre alten, regionaltypischen Obstsorten wieder als Jungbäume zur Verfügung stehen.