Bongerten - Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Bongerten haben als Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen eine wichtige ökologische Funktion. Über 3000 verschiedene Arten können in einem mittelgroßen Bongert einen Lebensraum finden. Neben Schmetterlingen, Hummeln oder Bienen sind vor allem höhlenbrütende Vögel auf die Bongerten angewiesen.
Neben Steinkauz, Wendehals und anderen seltenen Vogelarten zählen vor allem Spechte zu den regelmäßig vorkommenden Vogelarten. Als typische Spechtart ist der Grünspecht anzusehen, der in Obstbäumen seine Bruthöhle anlegt und im angrenzenden Grünland genügend Ameisen als Hauptnahrungsquelle findet. Verlassene Spechthöhlen werden wiederum von anderen Vögeln oder Kleinsäugern genutzt.
Bei extensiver Bewirtschaftung (Mähen oder Beweiden) findet man eine hohe pflanzliche Vielfalt. Das hohe Blütenangebot stellt wiederum einen wichtigen Lebensraum für nektarsaugende Insekten dar.
Bedeutung der Bongerten für Ökologie und Naturschutz
Bongerten (deutsch: Streuobstwiesen) sind ein für die mitteleuropäische Kulturlandschaft typisches Landschaftselement. Wohl in kaum einem anderen Lebensraumtyp sind auf so kleiner Fläche so viele Belange von Natur und Landschaft vereint wie im Bongert.
Landschaft und Erholung
In ausgeräumten Agrarlandschaften strukturieren die Bongerten die Landschaft, sie lockern sie auf, bilden natürliche Übergänge zwischen bebauten und unbebauten Zonen, zwischen Offenland und Waldgebieten. Besonders hier kann man den hohen landschaftsästhetischen Wert der Bongertenbestände erleben. Auch einzelne, isolierte Bongerten sowie grosse Einzelbäume, wie z.B. riesige Mostbirnbäume, stellen eine Bereicherung für das Orts- und Landschaftsbild dar und verleihen vielen Kulturlandschaften und ganzen Regionen ihr charakteristisches Erscheinungsbild.
Im Rhythmus der Jahreszeiten prägen die verschiedenen Obstbäume durch Blütenreichtum im Frühjahr, durch Früchte und Laubfärbung im Herbst sowie durch malerische, bizarre Kronenformen im Winter die Landschaft.
Bongerten wurden von den Bauern zur Produktion von Obst angelegt. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden viele Menschen wieder verstärkt auf die Bongerten aufmerksam, dies jedoch mehr wegen der Landschaftsästhetik, der Erholungsfunktion und dem Naturschutz. Die Erhaltung alter Obstsorten wurde erst in den letzten Jahren thematisiert.
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Lebensraum Bongert und Artenschutz
Die Kombination der Biotopkomponenten Grünland und Baumbestand bedingt ein hohes Angebot an verschiedenen Lebensräumen innerhalb der Bongerten. Unterschiedliche Ausprägungen des Grünlandes und der Obstbäume sowie etliche Sonderstrukturen erlauben die Ansiedlung verschiedenster Pflanzen- und Tierarten mit unterschiedlichen Ansprüchen. So sind je nach Bodenbedingungen und Nutzungsregime in den Bongerten Pflanzenarten der Magerrasen neben solchen der Feuchtwiesen zu finden. Offenlandtiere und Arten, deren Hauptverbreitungsgebiet in Wäldern liegt, treffen hier aufeinander. Das heterogene Angebot an Klein- und Kleinstlebensräumen macht die Bongerten als Dauer-, Teil- oder Durchwanderungslebensraum für ein breites Artenspektrum bedeutsam. Die Bongerten zählen deshalb zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Hierbei ist nicht nur die hohe Artenzahl von Belang, vor allen Dingen geht es auch um das Vorkommen von spezialisierten Arten.
So ist beispielsweise eine große Zahl von Insekten auf Obstbäume angewiesen. Dazu gehören u.a. Blattwespen, Blattläuse, Käfer und Schmetterlinge (Klein- und Nachtschmetterlinge) sowie deren Larven. Zu dieser Gruppe von Tieren zählen auch eine Reihe von Schadinsekten, wie z.B. der Apfelwickler, der die Wurmstichigkeit beim Apfel verursacht oder der Apfelschalenwickler, dessen Larve Frassspuren auf der Schale des Apfels hinterlässt. Auch die Frostspannerraupe kann in verschiedenen Jahren alle Blüten im schlimmsten Fall sogar alle Blätter- eines Baumes wegfressen. Wichtige Gegenspieler sind hier die Vögel.